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Weihnachten im Egerland

Der 21. Dezember ist der kirchliche Gedenktag des heiligen Thomas. Wie auch die Andreasnacht galt dereinst die Thomasnacht als eine Losnacht, in der man einen Blick in die Zukunft zu erheischen hoffte. Ebenfalls als Losnächte galten die Nächste zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar, die auch als Zwölfnächte oder Rauhnächte bekannt sind. Man ging davon aus, dass das, was man in diesen Nächten träumte, in den folgenden 12 Monaten wahr werden würde: Der Traum in der ersten Nacht würde im Januar Wirklichkeit, der Traum in der sechsten im Juni und so weiter. Nach demselben Muster versuchte man das Wetter für die kommenden zwölf Monate vorauszusagen.

Geprägt war diese Zeit zudem durch eine Reihe von Arbeitsverboten. Es durfte weder gebacken, gewaschen, gedroschen, gesponnen noch Holz gehackt werden. Ein Zuwiderhandeln sollte neben Unglücksfällen auch Bestrafungen durch Sagengestalten heraufbeschwören: So fürchtete man etwa das Erscheinen von Frau Holle, wenn man sich dem Verbot zu spinnen widersetztete.

Der Heilige Abend wurde mit einem besonderen Essen begangen und zwar für alle. Bevor sich die Hausgemeinschaft zu Tisch setzte, bekamen erst die Tiere ein spezielles Futter, das sogenannte G’leck, bestehend aus Hafer, Kleie, Salz, oft auch aus Äpfeln und Nüssen. Der Hofhund bekam an dem Tag ein Pfefferkorn in sein Futter, damit er immer wach und wachsam blieb. 

Waren alle Tiere versorgt, so konnten sich die Menschen zu Tisch setzen. Zu essen gab es neunerlei Speisen, meistens Suppe, Fisch, Rauchfleisch (Geselchtes), Knödel, Weihnachtssemmel, Äpfel, Nüsse, Zwetschgen und gedörrte Birnen. Dazu trank man unter anderem Kaffee und Branntwein. Die Speisereste wurden anschließend in den Garten getragen und an die Bäume „verfüttert“, auf dass diese im kommenden Jahr reichlich Obst tragen mochten.

Nach der abendlichen Mette, also der Heiligen Messe zur späten Stunde, wurden die Lichter am Christbaum angezündet und besonders die Kinder freuten sich über die Bescherung. Die Geschenke brachte das Christkind in einem mit Pferden bespannten Wagen, weshalb Heu und Hafer für die Tiere ausgelegt wurden.

Vielerorts erzählte man sich, dass die Tiere um Mitternacht die Sprache der Menschen annähmen. Wem es gelinge, sich heimlich und von den Tieren unbemerkt in den Stall zu schleichen, könnte aus ihren Gesprächen Zukunftsprognosen für Haus und Hof entnehmen.

Der erste Weihnachtsfeiertag war von einem speziellen Brauchtum geprägt, dem sogenannten Peitschen. Die Burschen nahmen ihre nun blühenden Barbarazweige und suchten damit ihnen bekannte Mädchen auf, um sie damit zu peitschen. Das Mädchen konnte sich befreien, indem es dem Jungen etwas gab: Kuchen, Eier, Geld oder Schnaps. Die Revanche der jungen Frauen folgte dann eine Woche später, am ersten Januar. Nun nahmen sie die grünenden Zweige in die Hand und peitschten damit die Burschen.

Der zweite Weihnachtsfeiertag war zugleich das Fest des heiligen Stefans („Steffelstag“), der unter anderem auch als Patron der Pferde gilt, weshalb ihm zu Ehren an diesem Tag die Pferde geweiht wurden.

Mancherorts, besonders in dem protestantisch geprägten Ascher Ländchen, wurde der 31. Dezember wie ein zweiter Heiligabend gefeiert. Untertags aß man wenig, dafür gab es abends ein üppiges Mahl.

Die Weihnachtszeit endete am 6. Januar mit dem Dreikönigstag. An diesem Tag zündete man ein letztes Mal die Kerzen am Christbaum an, der am darauffolgenden Tag verbrannt wurde. Zur Erinnerung an die heiligen drei Könige zogen verkleidete Sternsinger umher, trugen Texte vor und erbaten sich Gaben von den Ortsbewohnern. Der Bauer besprengte seinen Hof und alle Gebäudeteile mit Weihwasser. Den Abend beendeten die meisten im Wirtshaus, vermeintlich, um sich Stärke für die Aufgaben des bevorstehenden Jahres anzutrinken.

 

Quelle: Hermann Braun: Sitte und Brauchtum im Jahreskreis. In: Lorenz Schreiner (Hg.): Eger und das Egerland. Volkskunst und Brauchtum, München/Wien 1988, S. 371-495, hier S. 371-380.

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